Predigt: "Das ist mein König" (Mt 27,27-31)

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Beten “Das ist mein König...” Wer kennt dieses Lied? Welches Bild habt ihr im Kopf, wenn ihr diesen Satz hört, diese Strophe singt? Um diesen König soll es gehen.
Text lesen – Mt 27,27-31
“Das ist mein König!”
Wir befinden uns hier mitten in der Passionsgeschichte Christi. Jesus wurde bereits verurteilt – vom Hohen Rat und von Pilatus, von den religiösen und weltlichen Führern; seine Kreuzigung ist beschlossen und steht eigentlich unmittelbar bevor. Lesen wir das Ende von Vers 26 und dann Vers 31, tritt es besonders hervor (-> lesen)
Wir landen eig wieder in der Ausgangssituation: Jesus wird zur Kreuzigung abgeführt. Warum also diese Stelle? Warum wird Jesus, obwohl eig schon alles beschlossen ist nochmal so grausam verspottet und misshandelt? Wozu dieses Leid? Und warum wird das hier, doch relativ detailliert, berichtet? Was soll uns diese Passage sagen?
Jesus wird hier von den Soldaten, die ihn quälen, misshandeln und später hinrichten werden als König dargestellt, um ihn – und vermutlich das jüdische Volk auch – zu demütigen, indem sie ihre angebliche Macht über ihn darstellen, um so die Macht Roms und scheinbare Unmöglichkeit eines jüdischen Königs zu zeigen.
Dieser Aspekt zieht sich wie ein roter Faden durch die ganze Passionsgeschichte; Jesus wird immer wieder als “König” und als “Sohn Gottes” bezeichnet. Angefangen bei der Befragung vor dem Hohen Rat, bei der er gefragt wird :“Bist du Gottes Sohn?”, über die Befragung vor Pilatus, der ihn fragt: “Bist du der König der Juden?”, bis zur Verspottung am Kreuz, indem die spottende Menge meint, er solle herabsteigen, wenn er Gottes Sohn sei.
Während die Juden vor allem den Aspekt der Gottessohnschaft betonen – da dieser natürlich für sie der Punkt des Anstoßes ist -, betonen Pilatus und die römischen Soldaten die Königschaft Jesu (s.a. Schild über dem Kreuz) (Ausnahme: der Hauptmann unter dem Kreuz). Beide Punkte erregen Anstoß, beide werden von denen, die sie hier aussprechen nicht ernst, sondern als Spott gemeint, doch beide sind doch die Wahrheit. Jesus ist Sohn Gottes und wahrhaftig Gott und Jesus ist König!
Sehr eindrücklich und ironisch auf die Spitze getrieben sehen wir dies in Vers 29, in dem die Soldaten vor Jesus auf die Knie gehen und ihn spottend als “König der Juden” huldigen. Was sie als hier als Lästerung und Spott tun ist genau das, was eines Tages geschehen wird: Jedes Knie wird sich vor ihm beugen - s. Phil 2,10: Und weil Jesus diesen Namen trägt, werden sich einmal alle vor ihm auf die Knie werfen, alle, die im Himmel, auf der Erde und unter der Erde sind. &
Jes 45,23b: [...] Ja, mir soll sich jedes Knie beugen und jede Zunge schwören!
Also: Was hier als Spott gemeint ist, ist die Realität: Jesus ist König!
Doch die Bedeutung dieser Stelle geht tiefer. Warum gerade diese Darstellung? Warum legt Mt Wert auf die spezifischen drei Herrschaftsinsignien? Warum der rote (oder purpurne – je nach Übersetzung) Mantel? Warum die Dornenkrone und der Stock?
Mt richtet sein Evangelium v.a. an Judenchristen - also ehemalige Juden, die sich zum Christentum bekehrt haben; er stellt immer wieder Bezüge zum AT her und geht – mehr als andere Evangelisten – auf Erfüllungen der Prophezeiungen ein, um aufzuzeigen, dass Jesus tatsächlich der im AT versprochene Messias ist.
Und so haben auch diese Herrschaftsinsignien - Mantel, Krone und Stock - hier je eine eigene, wundervolle Bedeutung hinsichtlich Sünde, Fluch und Urteil, denen wir uns jetzt jeweils nähern wollen.
Zunächst der Mantel:
Der rote Mantel der Sünde.
Die Soldaten legen einen scharlachroten oder purpurfarbenen Mantel um Jesus. (Da es sich vermutlich um den Mantel einer der umstehenden Soldaten handelt ist rot hist. naheliegender) Im Griech steht hier für die Farbe: κοκκινην - diese Farbe finden wir auch in der LXX; und zwar u.a. in Jes 1,18
(-> lesen).
In Jesus “rechtet Gott mit uns” und unserer Sünde; in ihm und durch ihn wäscht er uns von dieser rein. Hier wird durch den Mantel also bildhaft dargestellt, wie Jesus unsere Sünde, unseren “roten Mantel” trägt, um uns reinzuwaschen und in “weißen Kleidern” vor Gott zu stellen. Daher können wir auch in Offb 7,9f lesen:
(-> lesen)
Das macht Jesus hier möglich, weil er unsere Sünde trägt.
Die Krone des Fluchs:
Denken wir an einen König, denken wir vermutlich zunächst an eine Krone. Dieses Symbol der Majestät, Autorität und Erhabenheit wird hier zum Symbol der Erniedrigung, Schwachheit und des Leids.
Doch auch diese schmerzhafte, demütigende Krone aus Dornen trägt - im Rückbezug auf das AT – eine wundervolle Bedeutung.
Nach dem Sündenfall verflucht Gott die Schlange -also den Teufel - und die Menschen. Vielleicht kennen einige von uns Gen 3,15 - den Fluch der Schlange - also des Teufels, dem angekündigt wird, dass ihm eines Tages einer den Kopf zertreten wird. Der Bezug zu Jesus als denjenigen, der dieser jemand ist, indem er am Kreuz den Teufel und die Macht der Sünde besiegt, dürfte auch einigen von uns bekannt sein. Nun schauen wir uns aber den Fluch Adams in Gen 3,17-19 an
(-> lesen).
Ein zentraler Bestandteil hier sind die Dornen und Disteln auf dem Acker – neben dem Staub sind sie wohl das hervortretendste Symbol dieses Fluches.
Diese Dornen nun, diesen Fluch des Menschen, nimmt Jesus - symbolisiert durch die Krone aus Dornen - auf sein Haupt und trägt ihn mit ans Kreuz. Er trägt unseren Fluch.
Das Zepter des Urteils:
Zuletzt der Stock. Die Soldaten drücken Jesus einen Stock in die Hand; dieser symbolisiert hier ein königliches Zepter und damit die Gerichtsmacht und -autorität eines Königs über Leben und Tod – so lesen wir z.B. in Bileams Segen über Israel in Num 24 (,17) (-> lesen), wie das aufkommende Zepter aus Israel die Feinde Israels zerstören wird und auch in dem Buch Esther entscheidet der König durch das Ausstrecken seines Zepters über Leben und Tod.
Diese Autorität zu richten und diese Macht über Leben und Tod hält Jesus hier symbolisch und als wahrer Gott auch tatsächlich in den Händen. Er ist der Herr über Leben und Tod.
Doch in Vers 30 lesen wir, dass ihm der Stock – das Zepter – aus der Hand genommen und er selbst damit geschlagen wird.
Jesus, Gott selbst, der Richter und Herr über Leben und Tod, gibt seine Macht aus der Hand und stellt sich selbst unter sein eigenes Gericht für uns – er erleidet die gerechte Strafe, die wir verdient hätten.
So machen uns diese drei Verse, diese drei Herrschaftsinsignien symbolisch die Bedeutung des Kreuzes deutlich. Sie zeigen, was hinter den grausamen Ereignissen steht, die hier und dann ab V 31 auf Golgatha stattfinden. Jesus trägt unsere Sünde, um uns reinzuwaschen Jesus trägt unseren Fluch, um uns zu erlösen Jesus trägt unser Urteil, um uns freizusprechen
Was aber fangen wir jetzt damit an? All diese Punkte werden für die viele von uns keine wahnsinnige Neuheit sein und obwohl vlt der eine oder andere die Symbolik in dieser Stelle ganz interessant fand, stellt sich doch die Frage, was nehmen wir uns jetzt neben diesem Wissen konkret für die kommende Woche, für die kommende Zeit und darüber hinaus?
Ich möchte uns zwei Dinge mitgeben:
Das erste wirkt erstmal noch recht unkonkret und vlt “einfach”, aber zumindest mir fällt es oft doch sehr schwer:
Pilatus ist eig kein großes Vorbild, dennoch will ich uns mitgeben, was er in Joh 19,5 sagt: “Sehet, welch ein Mensch!”,
“Sehet, welch ein Mensch!”, “Sehet, welch ein Gott!”, “Sehet, welch ein König!”
Lasst uns schauen auf Jesus als diesen Menschen, König, Gott, der unsere Sünde trägt, unseren Fluch auf sein Haupt nimmt und sich selbst an unserer Stelle der Strafe hingibt. Lasst uns auf ihn als diesen König sehen und ihm für das Danken, was er getan hat für uns.
Aber lasst uns diese Botschaft nicht einfach nur für uns behalten. Pilatus hat diesen Satz - “Sehet, dieser Mensch!” - zu der versammelten Volksmenge gesagt. Wir behalten es oft für uns. Aber wenn Jesus tatsächlich dieser herrliche König ist, der unsere Sünde auf sich nimmt, unseren Fluch trägt und unsere Strafe erleidet, um uns mit Gott zu versöhnen, dann können wir das nicht einfach für uns behalten. Wenn wir durch ihn und was er getan hat Gemeinschaft jetzt und in Ewigkeit mit Gott haben können, dann müssen wir das weitergeben. Wissen die Menschen, die mit dir zu tun haben davon? Wissen sie, dass Jesus, wenn sie das, was er getan hat, annehmen, all ihre Schuld, all den Mist, den sie getan haben und die Strafe dafür auf sich nimmt und sie rein vor Gott hinstellt?
Also lasst uns selbst auf diesen König schauen und dann auch unseren Mitmenschen diesen König zeigen.
“Sehet, dieser Jesus!” - “Das ist mein König!”
Amen.
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